Eine
Zeitreise von 1100 bis morgen
Gerne laden wir Sie ein, mit uns eine kleine Zeitreise zurück ins
12. Jahrhundert zu erleben. Nach Vöhrenbach im mittleren Schwarzwald.
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Vor 900 Jahren
Welchen Anblick hätten wir wohl, wenn wir von einem der Bergrücken
hinunter ins Tal blickten? Zunächst wohl gar keinen, weil wir durch
den dichten und beinahe undurchdringlichen Wald gar keine Chance hätten,
hinunter zu schauen. Hören würden wir allerdings ein vielfältiges
„Tack-Tack“ von Äxten und riechen könnten wir den
Rauch der Rodefeuer, auf denen das nicht verwertbare Gezweig verbrannt
wird. Und wenn wir uns irgendwie durch den Wald - vielleicht einem kleinen
Bach entlang - in Richtung Tal durchschlagen könnten, würden
wir, je weiter wir zum Talgrund kämen, auf kleinen Lichtungen immer
wieder fleißige Siedler treffen, damit beschäftigt, um die
stehen gebliebenen Baumstümpfe herum ein Stück Erde zu bearbeiten
und Hirse einzusäen. So ähnlich muss der Beginn der Besiedlung
unserer Täler ausgesehen haben. Bauernfamilien wurden von ihren Lehensherren
ins „unwirtliche“ Waldland geschickt. Dort mussten sie die
ihnen verliehenen Parzellen zunächst roden um sie dann zu bebauen.
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Vor
200 Jahren
Machen wir einen langen Sprung durch die Zeit ins 18. Jahrhundert. Das
Rodungswerk ist lange vollendet und es gibt nun in der Tat viele Stellen,
von denen aus wir einen freien Blick in die grünen Täler haben.
Immer noch sind die obersten Bergrücken - wie auch heute - mit Wald
bedeckt, sonst aber ist das Land nicht wieder zu erkennen. Weit zurückgewichen
ist der Wald, er bedeckt nur noch die ganz steilen Hänge und die
kalten und wenig fruchtbaren Bergrücken (ca. 50 % der Fläche
in Orten wie Vöhrenbach). Man hat einen herrlichen und weiten Blick
über das Land, kann auf den grünen Hängen das Vieh weiden
sehen, man riecht das Heu, das an auf den Wiesen trocknet. An den Südhängen
ziehen sich immer wieder schmale Bänder den Berg entlang auf denen
Kartoffeln, Roggen und Hafer wachsen. Die Bauernfamilien haben über
Generationen die Flächen geebnet, die Steine abgelesen und bauen
jetzt all das an Ackerfrüchten an, was für die Versorgung der
großen Familien notwendig ist. Auf dem größten Teil der
offenen Flächen aber wächst Gras für Milchkühe und
Rinder.
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Heute
Immer noch können wir verweilen, den Blick über die offenen
Täler streifen lassen, uns freuen an der Weite und gleichzeitig an
der Ruhe der Landschaft. Immer noch sehen wir Kühe an den Berghängen,
riechen frisch gemähtes Gras, Vorrat für die Fütterung
im langen Winter. Die Ackerstreifen des 18. Jahrhunderts sehen wir indes
nicht mehr, zu beschwerlich wurde die Arbeit, zu mager die Erträge
im Vergleich zum fruchtbareren Flachland. Der Wald ist - besonders an
steileren Hängen und auf der „Winterseite“ wieder etwas
weiter ins Tal gerückt (77% der Gemarkungsfläche in Vöhrenbach).
Das Gras wird meist nicht mehr als Heu und mit Hilfe der ganzen Familie
eingefahren. Maschinell und mit wenigen Arbeitskräften wird es als
Grassilage konserviert.
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Und
morgen?
In Vöhrenbach, Urach und Langenbach gab es 1979 etwa 90 Bauernfamilien,
die ihr Land bewirtschafteten, Kühe und Rinder fütterten und
molken und durch ihre Arbeit die Landschaft so gestalteten, wie wir sie
heute genießen. Im Jahre 2002 waren es noch 49 Bauernfamilien und
es steht zu befürchten, dass sich ihre Anzahl in den nächsten
Jahren noch weiter verringern wird. Und mit ihnen all die Merkmale, die
unsere Landschaft so typisch machen. Offene Täler, grüne Hänge
und weidende Rinder, die mit ihrem Appetit auf grünes Gras unseren
Schwarzwald erhalten und gestalten.
Sie werden sich nun fragen: Und was können wir als Internet-Leser
da tun, damit diese Landschaft erhalten wird, damit die verbliebenen Bauern
für sich und ihre Kinder eine Perspektive sehen? Ganz einfach:
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Geniessen
Sie!
Geniessen Sie einen Urlaub beim Bauern,
geniessen Sie die Landschaft und
geniessen Sie alles, was diese Landschaft
durch die Arbeit der Bauern und die
Zubereitung in unserer Küche hergibt. |
Autor:
Dr. Jochen Currle |
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